Ich selbst mag es gar nicht, diesen „Ratschlag“ zu bekommen, wenn ich traurig oder verletzt bin, und genau deshalb würde ich mit diesen Worten niemals versuchen, Trost zu spenden, wenn sich mir jemand anvertraut und von einem schmerzhaften oder herzzerreißenden Ereignis erzählt. Zwar kann man oftmals im Nachhinein – mit etwas Distanz zum Geschehenen – die Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten und auch etwas „Gutes“ daraus ziehen, aber eben erst im Nachhinein, und das trifft auch längst nicht auf alle möglichen Szenarien zu.
Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man zu seinen Emotionen stehen darf und keine Rechtfertigungen suchen muss. Dass der Druck meiner Bücher insgesamt dreimal fehlgeschlagen ist, ist selbstverständlich kein Weltuntergang, und doch war ich natürlich im ersten Moment sehr traurig. Ich bin sehr dankbar, dass mir alle um mich herum mit Verständnis begegnet sind und mir viel Kraft, Halt und Mut geschenkt worden ist.
Tatsächlich, nach etwas Abstand, und nachdem ich meinen Gefühlen freien Lauf gelassen habe, konnte ich auch Gutes darin sehen, dass der Druck meiner Bücher mehrfach fehlgeschlagen ist. Etwas Gutes in einem schmerzhaften Ereignis zu erkennen, hilft natürlich immens bei der Verarbeitung, und ich bin nun im Nachhinein sehr glücklich damit, wie alles gelaufen ist …
Als festgestellt worden ist, dass die Bücher erhebliche Druckmängel aufgewiesen haben und es außer Frage stand, dass sie neu gedruckt werden müssen, habe ich diese Situation nach einigen Tagen schnell als Chance angesehen. Denn es gab in der ersten Version meines Buches ein paar wenige, vor allem unauffällige Dinge, die mir persönlich aber nicht hundertprozentig gefallen haben. Ich hatte also Gelegenheit, nochmals in die Druckdatei zu gehen, um Änderungen vorzunehmen. Beispielsweise habe ich ein paar meiner Gedichte etwas mittiger verschoben. Außerdem wurde die Dicke des Papiers angepasst. Durch den Fehldruck hatte ich die Chance, mein Buch für mich persönlich wirklich perfekt zu gestalten, denn mir ist der Punkt mit den Gedichten erst aufgefallen, als ich ein Buch in der Hand hielt. Das eigene Werk tatsächlich in Händen zu halten, ist ein riesiger Unterschied zu einer Datei auf dem Computer. Für die Möglichkeit, mein Buch nochmals geändert zu haben, bin ich sehr dankbar.
… und trotzdem hat der Nachdruck ein zweites Mal nicht funktioniert. Mein Buch wäre von den Eckdaten her nun perfekt gewesen … was also kann gut daran sein, dass es schon wieder nicht funktioniert hat? Dass mein ganzer Start als Autorin eigentlich versaut worden ist, es zu schmerzhaften Verzögerungen kam und alle meine Vorbereitungen ins Leere liefen? Die Antwort: Ich bin in eine depressive Phase gerutscht, und meine Gedanken sind leicht in Richtung Aufgeben abgedriftet.
So weit, so gut. Und was daran soll bitte gut sein? Das erkläre ich euch gerne: Ich konnte aus dieser Depression eine unfassbar große Menge an Kreativität schöpfen. Es sprudelte nur so vor Ideen in meinem Kopf, und ich hatte ganz plötzlich ein Ventil, meinen Frust abzubauen … in Form von Zeichenkunst. Das hat sich so weit entwickelt, dass ich daraus sogar ein echtes Projekt entstanden ließ. Ein Projekt, das ebenfalls wie „Seelenlast” dazu bestimmt ist, mit der Welt, mit euch, geteilt zu werden! Es handelt sich hierbei ausschließlich um meine Zeichenkunst, denn etwas zu schreiben hätte mich zu sehr an den Schmerz gebracht, der an mein Buch geknüpft war.
Und das ist tatsächlich etwas Wunderbares für mich, zumal es absolut nicht selbstverständlich ist, dass ich in meiner Kunst sofort ein Ventil zum Abbau von Gefühlen finde … ganz im Gegenteil. Solche Phasen können für mich auch absolut blockierend sein. Doch in diesem Fall wurde ich belohnt, sodass ich selbst auf den zweiten Nachdruck mit Dankbarkeit zurückblicken kann.
Es war nun also der Dezember 2022 … und ich hatte zwei zauberhafte Dinge in der Hand: Mein wunderschönes Buch, frei von Druckfehlern, und nach meinen Vorstellungen perfekt, und die Idee für ein neues Projekt, die zu diesem Zeitpunkt schon sehr weit gereift ist und an der ich während der langen Wartezeit auf meine Bücher gearbeitet habe.
… und um was für ein Projekt es sich handelt, werde ich ganz bald auflösen.
In diesem Fall kann ich also sagen, dass ich weiß, wofür es gut war. Und trotzdem war es mir ein großes Bedürfnis, zum unmittelbaren Zeitpunkt meiner Trauer einfach nur weinen zu dürfen und auf verständnisvolle Arme zu treffen … und ich bin froh und dankbar dafür, dass ich beides erfahren durfte.
Damit möchte ich euch aufzeigen, dass es vollkommen in Ordnung ist, Schmerz zu empfinden, in euch aber gleichzeitig den Mut hervorrufen, versuchen ihn – nach etwas Distanz – aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um etwas Gutes für euch aus ihm zu ziehen … sofern es diese Art von Schmerz ist, die es zulassen würde. Lasst euch niemals unterkriegen, und verliert nie den Glauben an euch selbst.
Herzlich,
eure Lisa 💛
Dein Beitrag ist ja schon ein paar Wochen alt … macht aber nix.
Vor wenigen Tagen gerade habe ich mit meinem besten Freund über das Thema "Tränen" gesprochen. Mein Vater hat mich "Heulsuse" genannt, weil ich sehr leicht weine. Ein kleiner Anlass – und schon rollen sie, die Tränen. Früher war mir das sehr peinlich, aber ich konnte sie einfach nicht verhindern.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich bin immer noch eine "Heulsuse", aber heute freue ich mich darüber.
Tränen sind Ausdruck meiner tiefsten Gefühle, daran kann nichts peinlich sein, im Gegenteil. Und: Es gibt ja auch Glückstränen … die liebe ich besonders.
Ein sehr schöner Beitrag, mein kleiner Engel! 🖤